Jüdischer Friedhof

Foto 1 zu Jüdischer Friedhof © Die Marquardts

47 Grabsteine wurden wieder aufgestellt

Lüdinghausen war einer der Orte im Fürstbistum Münster, in dem eine Niederlassung von Juden nicht erlaubt war. Erst in napoleonischer Zeit (ab 1807) konnten sich die ersten zwei jüdischen Familien hier ansiedeln.

Lüdinghausen war nach dem Ersten Weltkrieg Hauptort des Synagogenbezirks mit den Gemeinden Lüdinghausen, Olfen, Bork, Selm, Seppenrade, Senden und Ascheberg. Zwischen Stever- und Wolfsberger Straße befand sich der Friedhof der kleinen jüdischen Gemeinde. Während des Novemberpogroms von 1938 kam es zu tätlichen Angriffen auf hier lebende Juden und zu Beschädigungen ihres Eigentums; auch in der Synagoge wurde Schaden angerichtet; einige jüdische Bewohner wurden inhaftiert. Nun setzte die „Arisierung“ jüdischen Grundbesitzes ein; dessen Alteigentümer bemühten sich zeitgleich um Auswanderung. Auch das Synagogengebäude musste abgetreten werden, der jüdische Friedhof wurde 1939 aus „sanitätspolizeilichen Gründen“ geschlossen; die Grabsteine wurden abgeräumt, das freigewordene Areal als Abstellplatz genutzt.

Einem ersten Deportationstransport ins Ghetto Riga im Dezember 1941 gehörten auch einige Lüdinghausener Juden an; die letzten jüdischen Einwohner wurden Ende Juli 1942 nach Theresienstadt „umgesiedelt“. Auf Weisung der NSDAP-Ortsgruppenleitung mussten während des Krieges sowjetische Kriegsgefangene die sterblichen Überreste der seit 1920 auf dem Lüdinghausener Friedhof bestatteten Juden ausgraben; diese wurden dann in ein Massengrab auf den jüdischen Friedhof in Dortmund-Hörste gebracht.

Die auf dem Friedhof in zwei Reihen stehenden Grabsteine – insgesamt sind es heute 47 – befinden sich nicht mehr an ihren ursprünglichen Standorten. Die von Einwohnern geretteten Steine wurden auf Anordnung der britischen Besatzungsbehörden nach 1945 wieder auf dem Friedhofsgelände aufgestellt.