Spielmannszug "Klingendes Spiel"

„Wir haben einfach Spaß an der Musik“
70 Jahre „Klingendes Spiel“ Seppenrade: Deutscher Meister, Steubenparade in New York und ganz viel gemeinsames Musizieren
Der Spielmannszug „Klingendes Spiel“ Seppenrade feiert 70. Geburtstag. Zum runden Geburtstag stellt der Verein mit einem Jubiläumskonzert und einer Fotoausstellung einiges auf die Beine. Im Interview erzählt der Ehrenvorsitzende Klaus Bücker über die erste Mädchengruppe im Spielmannszug, über die großen Erfolge und über den Besuch bei der Steubenparade in New York.
Herr Bücker, 70 Jahre Spielmannszug und dazu 80 aktive Mitglieder. Das ist in der heutigen Zeit eine Leistung, oder?
Klaus Bücker: Absolut. Und von den 80 Mitgliedern sind ein Drittel Kinder und Jugendliche. Das haben wir nur geschafft, weil wir uns musikalisch weiterentwickelt haben. Wir spielen nicht nur typische Spielmannszug-Lieder wie Preußens Gloria, sondern auch sehr viel Modernes. Außerdem pflegen wir ein ausgeprägtes Vereinsleben. Wir feiern gerne. Und wir unternehmen viel, fahren ins Phantasialand, in die Trampolinhalle oder zum Schlittschuhlaufen.
Lassen Sie uns ein bisschen zurückblicken. Wie fing alles an?
Bücker: Los ging es 1953, mit der Idee von Adolf Stallmann, vom Kolpingverein, in Seppenrade einen Spielmannszug zu gründen. Nach einem Kolpingabend fanden sich schnell interessierte junge Männer und dann ging es los. Niemand konnte ein Instrument spielen, außer Schifferklavier oder Mundharmonika. Man holte sich kurzerhand Ausbilder nach Seppenrade, schaute sich die Griffe ab. Im Januar wurde die Gruppe gegründet, im Juli spielte sie bereits beim Schützenfest mit.
Es wurde nicht nach Noten gespielt?
Bücker: Nein, zunächst nach Gehör, später dann nach einer Grifftabelle. Erst als wir 1984 zwei sehr bekannte Ausbilder aus Hürth-Efferen bei Köln verpflichten konnten, haben wir auf Noten umgestellt. Die hatten nämlich gesagt: Wenn wir kommen, müsst Ihr Noten lernen.
An was erinnern Sie sich besonders gern, wenn Sie zurückblicken?
Bücker: Ich erinnere mich an viele schöne Stunden in der Gemeinschaft. Ich erinnere mich an Erfolge: Wir sind mehrmals deutscher Meister geworden und haben in manchen Jahre 20 Pokale bei verschiedensten Wettbewerben gewonnen. Ein tolles Erlebnis war auch der Besuch der Steubenparade in New York, als wir mit vielen weiteren deutschen Vereinen über die Fifth Avenue marschiert sind. Dann haben wir noch ein Schützenfest besucht. Mitten in New York. Das war verrückt.
Erzählen Sie mal von der Gründung der Mädchengruppe…
Bücker: 1973 gründete sich bei uns die erste Mädchengruppe, das war die erste in ganz NRW. Und das war damals eine Sensation. Erst waren die Senioren des Vereins nicht so begeistert und hatten den drei Mädels, die nachgefragt hatten, mitgeteilt, es müssten sich schon 25 Mädchen finden, um eine eigene Gruppe zu gründen. Es waren dann 30, die mitmachen wollten und bei der offiziellen Gründung waren es sogar 60.
Die Mädels wurden auf Anhieb Landesmeister und 1978 waren wir Deutschlands größter Spielmannszug und wurden zweifacher deutscher Meister. Da ging unsere Erfolgsstory richtig los.
Sie haben gesagt, Sie haben sich musikalisch weiterentwickelt. Mittlerweile spielt der überwiegende Teil der Musiker auf Konzertflöten und Klappenflöten und Sie spielen verstärkt auch konzertante Musikstücke. Fällt die Tradition des Spielmannszugwesen dabei weg?
Bücker: Nein, das kann ich mir bei uns überhaupt nicht vorstellen. Ein Spielmannszug gehört auch auf die Straße. Was wäre ein Festumzug ohne Spielmannszug? Und wir machen das sehr gerne.
Jetzt wird dieses Jahr ausgiebig gefeiert. Was ist geplant zum 70. Geburtstag?
Bücker: Vom 4. bis zum 11 Juni wird es eine große Fotoausstellung im Heimathaus geben. Am 24. September feiern wir mit befreundeten Vereinen im Rosengarten. Und am 22. Oktober laden wir gemeinsam mit dem Chor „Vielsam“ zum Jubiläumskonzert in der Sekundarschule ein. Dafür haben wir eigens ein Stück namens „Saturn“ komponieren lassen.
In ein paar Worten: Was meinen Sie, ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Bücker: Wir haben einfach Spaß an der Musik und feiern die Gemeinschaft.
Interview: Nadine Wenge