Dr. Wilfried Grewing

Burgherr durch und durch
Über 50 Jahre widmete sich Dr. Wilfried Grewing dem Wiederaufbau der Burg Kakesbeck
Die Burg Kakesbeck war sein Lebenswerk. Fast sein halbes Leben hatte Dr. Wilfried Grewing der Sanierung und Erforschung der Burg gewidmet. 1971 hatten er und seine Frau das denkmalgeschützte, aber völlig marode Bauwerk in der Bauerschaft Elvert gekauft. Und bis zu seinem Tod im Jahr 2020 im Alter von 92 Jahren war Grewing Burgherr mit Leib und Seele.
„1971 war die Burg ein Trümmerhaufen mit Originalsubstanz“, erinnert sich Grewing. „Seitdem wird hier jeden Tag gebaut.“ Als ich ihn auf der Burg besuche, werden gerade acht Kronleuchter im Rittersaal aufgehängt. Allein die Restaurierung dieses gotischen Kellers hat 20 Jahre gedauert. „Aber schauen Sie ihn jetzt an“, sagt Wilfried Grewing. Mit seinen 90 Jahren strahlt der Burgherr solch eine Leidenschaft für sein Zuhause aus, dass man gleich einziehen möchte. Weiter geht es in den Kurfürstensaal. Hier werden sämtliche Kurfürsten nebst Gattinnen die Wände zieren. Grewing hat die Adeligen allesamt malen lassen und tut es noch.
Was ist das für ein Mensch, der sich der Burg Kakesbeck verschrieben hat? Grewing war in seiner Berufslaufbahn sehr erfolgreich. Er absolvierte eine Lehre bei Thyssen, studierte nach dem Krieg Betriebswirtschaft und Jura und promivierte. Mit 36 Jahren saß er im Vorstand eines Bergbauunternehmens, damals als jüngster Vorstand in der Bundesrepublik. Später bringt er es zum Alleinvorstand eines Konzerns in Süddeutschland mit mehreren 1000 Mitarbeitern. „Was ich anpacke, bringe ich auch zu Ende”, sagte der 90-Jährige.
Der Wiederaufbau des alten Gemäuers wird vermutlich noch viele, viele Jahre dauern. Damit dies gelingt, hatte Grewing bereits 2015 die Weichen gestellt. Er übergab seinen Besitz in die „Dr. Wilfried und Hildegard Grewing – Burg Kakesbeck-Stiftung“. „Es geht ist schön, mitanzusehen, wie nach und nach das alte Gemäuer in neuem Glanz erstrahlt“, so Grewing.
Älteste Wasserburg Deutschlands
Die Burg Kakesbeck ist die älteste Wasserburg Deutschlands. Für Grewing war sie ein Quell historischer Schätze. „Scherben von 6000 Gefäßen wurden hier gefunden“, erzählte der Burgherr. 300 davon wieder restauriert.“ Für das Museum ist man bereits bei Inventarnummer 1293. Und seine Sammlung von Wasserburgen-Gemälden ist bereits auf 50 angewachsen. „Ich sammele schon seit 50 Jahren und ich liebe die Geschichte der Adeligen und ihrer Burgen“, sagte Grewing. Seine Frau Hildegard stammt übrigens aus dem Reichsadel. „Nach dem 30-jährigen Krieg gab die Familie aber die Adelsprädikate ab“, so der Burgherr.
Der Ursprung von Kakesbeck liegt in der Zeit um das Jahr 800. Die Anlage hat einen Durchmesser von einem Kilometer. In dieser Wehrburg sind archäologisch 22 Häuser und neun Türme nachgewiesen. Die Wasserfläche der Gräften um die Anlage herum und der Teiche innerhalb des Geländes um die hochmittelalterliche Burg beträgt rund 30 000 Quadratmeter. „Bevor die Stever reguliert wurde, ging sie mitten durch die Burg“, erzählte Grewing.
Zeitungsanzeige: Burg zu verkaufen
Als ein Prunkstück des großflächigen Anwesens sieht der Burgherr die 1988 wiederaufgebaute ökumenische Burgkapelle, die von zwei Kunstmalern mit den Bildnissen der „Heiligen von Kakesbeck“ – konfessionsübergreifende Persönlichkeiten, die sich für Frieden und Versöhnung eingesetzt haben – versehen wurde. Dazu hat Grewing auch ein Buch geschrieben. Gebaut hatte die Kathedrale 1488 Lambert von Oer, dem die Burg damals gehörte. Der Ritter, der durch die Halsbandaffäre bekannt wurde. Wilfried Grewing wohnte bis zu seinem Tod im Herrenhaus, früher war das ein Mal der Hühnerstall. Zum Burgherrn wurde der langjährige Unternehmenschef durch eine Anzeige in einer Essener Zeitung: „Burg zu verkaufen“, hieß es dort. Nadine Wenge
