Zuständig für Digitalisierung: Katharina Wolf

„Wir sind sowohl analog als auch digital für die Bürger da.“
Interview mit der städtischen Digitalisierungsbeauftragten Katharina Wolf
Die fortschreitende Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen spielt bei der Stadt Lüdinghausen eine große Rolle. Seit dem 1. März 2022 ist Katharina Wolf Digitalisierungsbeauftragte der Verwaltung. Sie betont die Vorteile der Digitalisierung im Alltag.
Frau Wolf, warum ist das Thema Digitalisierung aus Ihrer Sicht wichtig?
Ich glaube, dass wir es durch die Digitalisierung in vielen Teilen einfacher haben werden. Die Digitalisierung bietet riesige Vorteile. Zum einen für die Bürger, die sich zum Beispiel nicht mehr an unsere Öffnungszeiten für Behördengänge halten müssen, und zum anderen auch für die Mitarbeitenden, die keine dicken Akten durchblättern müssen, sondern sich Schritt für Schritt der papierlosen Verwaltung nähern und sehr gute Suchmechanismen in unserem Dokumentenmanagementsystem benutzen können. Für die Bürger bedeutet die Digitalisierung also vor allem größere Flexibilität und für die Kollegen eine Erleichterung der täglichen Arbeit.
Manche stehen der Digitalisierung ja aber auch skeptisch gegenüber. „Erleichtert es meine Arbeit wirklich?“ oder „Will die Stadt den Kontakt zum Bürger minimieren?“ sind typische Fragen und Sorgen.
Die Skepsis versuche ich den Mitarbeitenden zu nehmen, indem ich sie auf diesem Weg mitnehme und ihnen zeige, welche Vorteile die Digitalisierung bietet. Fragen kläre ich mit den Mitarbeitenden gemeinsam und auch Lösungsmöglichkeiten werden zusammen erarbeitet. Es gibt dabei kein „richtig“ oder „falsch“ und ich glaube, bisher funktioniert diese Taktik ganz gut.
Und was ganz klar ist: Die Verwaltung will sich dem Bürger auf gar keinen Fall verschließen oder den Kontakt minimieren.
Sondern?
Das Rathaus steht der Bürgern selbstverständlich weiterhin offen. Das Persönliche wollen wir niemandem wegnehmen. Wer lieber vorbeikommen möchte, um seine Angelegenheiten zu regeln, kann das gerne tun. Mithilfe der Digitalisierung wollen wir uns noch weiter öffnen. Wir möchten noch mehr Wege und Services anbieten, zwischen denen gewählt werden kann, und analog und digital für die Bürger erreichbar sein.
Was sind Ihre Hauptaufgaben als Digitalisierungsbeauftragte?
Ich beschäftige mich mit der Umsetzung des Online-Zugangsgesetzes. Immer mehr Dienstleistungen der Verwaltung sollen auch von Zuhause oder einem beliebigen Ort aus erledigt werden können. Das geht dann auch unabhängig von den Öffnungszeiten des Rathauses. Mein zweiter Schwerpunkt liegt in der Einführung eines internen Dokumentenmanagementsystems, damit auch im Rathaus selbst ein digitaleres Arbeiten möglich wird.
Welche Online-Dienstleistungen bietet die Stadt Lüdinghausen derzeit an?
Wir stellen über unsere städtische Internetseite im „Digitalen Rathaus“ mittlerweile zahlreiche Verwaltungsdienstleistungen online zur Verfügung. Zum Beispiel können Geburtsurkunden oder Bewohnerparkausweise ganz unkompliziert angefordert werden. Aber es gibt auch noch vieles mehr. Ich mache gerne Werbung dafür, im „Digitalen Rathaus“ vorbeizuschauen.
Werden die Online-Dienstleistungen denn auch genutzt?
Ja, die Assistenten werden häufig genutzt, was mich sehr freut. Wir haben auch schon oft die Rückmeldung erhalten, dass die Bürgerinnen und Bürger es gut finden, nicht mehr für jede Kleinigkeit ins Rathaus kommen zu müssen. Das zeigt, dass unsere Bemühungen nicht umsonst sind, was zusätzlich motiviert.
Welche der Dienstleistungen sind besonders beliebt beim Bürger?
Am häufigsten genutzt wird der Urkunden-Bestellservice. Darüber kann zum Beispiel eine Urkunde aus dem Geburtsregister für die Eheschließung bestellt werden. Auch die An- und Abmeldungen für die Hundesteuer und die Bestellung von Müllgefäßen werden oft online ausgefüllt.
Und was soll künftig noch online erledigt werden können?
Bald sollen weitere Dienstleistungen aus dem Bereich des Ordnungsamtes online zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel die Gewerbeanmeldungen. Außerdem arbeite ich derzeit mit Hochdruck an der Einrichtung digitaler Zahlungsmöglichkeiten, damit zum Beispiel bei der Urkunden-Bestellung mit PayPal bezahlt werden kann. Das wird sicher insbesondere die jüngere Generation freuen.
Wird im Bereich der Digitalisierung auch kommunalübergreifend zusammengearbeitet?
Ja, das ist aus meiner Sicht besonders wichtig. Die Kommunen im Kreis Coesfeld treffen sich regelmäßig zum Austausch. Dabei sprechen und diskutieren wir über unsere Digitalisierungsstrategien oder die Umsetzung von Formularen. Es wird auch ganz praktisch zusammengearbeitet: Wenn eine Stadt schon ein Formular erarbeitet hat, das eine andere Kommune benötigt, wird es ihr zur Verfügung gestellt. So muss man sich keine unnötige, doppelte Arbeit machen.
Was muss man tun, um auch Bürger, die nicht so digitalaffin sind, auf dem Weg mitzunehmen?
Wer ganz und gar nicht digitalaffin ist, kann weiterhin jederzeit ins Rathaus kommen. Für alle anderen kümmern wir uns um stabil laufende Systeme, damit der Bürger sieht, dass das Ganze auch funktioniert und damit er nicht gleich wieder die Lust verliert. Außerdem sollten die Online-Assistenten nicht in „Beamtendeutsch“ verfasst werden und damit für alle verständlich sein. (lacht)
Und wenn ich nun doch vor dem PC sitze und nicht alleine weiterkomme?
Die Bürger sollten sich nicht scheuen, bei den zuständigen Sachbearbeitern anzurufen und um Unterstützung zu bitten. Auch wer Fragen zum Bereich Digitalisierung oder Vorschläge für weitere Fomulare hat, kann sich gerne an mich wenden. Meine Kontaktdaten findet man im „Digitalen Rathaus“. Ich schaue dann gern, wie ich weiterhelfen kann.
Interview: Anja Kleykamp