1975: Gebietsreform

1975: Geschichte(n) unserer Stadt

Entscheidungen von damals, die Lüdinghausen noch heute prägen
Das Jahr 1975 war für die Stadt von großer Bedeutung. Durch die Kommunale Gebietsreform wurden Lüdinghausen und Seppenrade Anfang Mai zu einem Ort zusammengefasst. Der Stadtrat - nunmehr mit Vertretern für beide Orte gemeinsam - wählte als ersten gemeinsamen Bürgermeister mit 34 Stimmen bei 4 Gegenstimmen August Holtkamp.
Der neugewählte Rat bildete 12 Ausschüsse, darunter damals noch ein Verteidigungsausschuss und ein eigener Ausschuss für die Bauernschaften. Als neuer Stadtdirektor wurde mit 16 zu 13 Stimmen bei 9 Enthaltungen Amtsdirektor Peter Bröhl und durch Zuruf einstimmig sein Stellvertreter Heinrich Tintrup.
Zu den in der neuen Wahlperiode zu bearbeitenden Aufgaben gehörten
- die Errichtung der Realschule,
- die Renovierung des Renaissanceflügels der Burg Lüdinghausen,
- die Etablierung des Standorts Lüdinghausen für die Fernuniversität Hagen sowie
- die Baugenehmigung für das Clara-Hospital in Seppenrade.
Die Stadt begann sich zu verändern: Noch im selben Jahr baute das Landesstraßenbauamt Coesfeld die Mühlenstraße zwischen Burg und Ostwall aus. Die Innenhöfe in der Altstadt sollten zu öffentlichen Räumen werden, jedoch blieb ein Zeitpunkt für die Umsetzung wegen fehlender Autostellplätze für die Anwohnenden noch unklar.
Im Herbst beschloss der Rat auch die Erschließung des Windmühlenbergs. Für das Gebiet Hüwel/Große Busch war für die B58 eine Fußgängerampel angeregt worden: Das Landesstraßenbauamt lehnte dies ab, weil eine Vollsignalisierung besser sei.
Da die Aufgaben der Stadt wuchsen, mietete sie als weiteren Standort für die Verwaltung das frühere Kreishaus I an der Steverstraße an. Für die Realschule und die Ostwallschule gab es in später Anpassung an die 5-Tage-Woche eine große „Reform“: Der Rat billigte den freien Samstag in der ersten Woche eines Monats ab dem 1. Februar 1976.
Im Herbst wurde schließlich noch ein Gemeindebeirat für Vertriebenen- und Flüchtlingsfragen gewählt, der bei Gemeinden bis 50.000 Einwohnern mindestens drei Mitglieder haben sollte; empfohlen wurden fünf. Wie alle Städte in der Bundesrepublik richtete sich Lüdinghausen in Folge der Ostpolitik Willy Brandts damit auf den Zustrom zahlreicher deutschstämmiger Menschen aus den verschiedensten Gebieten des sog. „Ostblocks“ und der Sowjetunion ein.
Text: Sabine Neuser